Flattr ist ein Thema, das zur Zeit in vielen Blogs die Runde macht. Der Grund dafür ist, dass es bei Flattr ums Geld verdienen geht, ein Thema, mit dem sich die meisten Blogbetreiber verständlicherweise gerne beschäftigen.
Wie funktioniert Flattr?
Bei Flattr handelt es sich um einen sogenannten Social Payment-Dienst, dessen Name sich auf das englische Verb „to flatter“ bezieht, was auf Deutsch „schmeicheln“ bedeutet.
Die Idee von Flattr ist, dass Diensteanbieter im Internet ein Entgelt für ihre erstellten Inhalte erhalten sollen. Dies soll so funktionieren, dass Besucher monatlich einen bestimmten Betrag für Inhalte bei Flattr einzahlen (Mindestbetrag 2 Euro). Die Anbieter bauen im Gegenzug bei ihren Diensten einen Button ein. Für jeden Klick auf diesen Button erhalten sie dann einen Anteil des von dem User eingezahlten Betrags (abzüglich 10 % Provision, die bei Flattr landen). Das hört sich im ersten Moment kompliziert an, ist aber ganz einfach, wie folgendes Beispiel zeigt:
Herbert bezahlt jeden Monat 10 Euro bei Flattr ein. Davon landen 10 % als Provision direkt bei Flattr. Die restlichen 90 % = 9 Euro werden unter den Blogs verteilt, bei denen er auf einen Flattr-Button gedrückt hat. Herbert liest jeden Tag 10 Blogartikel. 3 davon gefallen ihm so gut, dass er den Blogger unterstützen möchte. Deshalb klickt er bei diesen auf den eingebauten Flattr-Button. Im Monat klickt er somit 90 Artikel (30 Tage x 3 Artikel) an, die ihm gefallen haben. Die von ihm eingezahlten 9 Euro werden dadurch auf 90 Artikel verteilt. Jeder Klick von Herbert bringt dem Schreiber des Blogs also 10 Cent.
2 große Unbekannte
Bei Flattr gibt es 2 große Unbekannte. Die erste Unbekannte ist die Anzahl der User, die etwas einzahlen und die zweite Unbekannte ist der Betrag, den der einzelne User einbezahlt.
1.Warum sollte ein User für etwas bezahlen, was er auch kostenlos bekommen kann? Schließlich ist es doch viel bequemer, einfach weiterzusurfen, anstatt sich bei einem Dienst anzumelden und dort Geld einzuzahlen.
2.Und falls ein User sich entschließt, etwas zu bezahlen, welche Motivation hat er, mehr als den Mindestbetrag zu bezahlen? Zumal ja auch niemand sehen kann, wie viel er einbezahlt hat. Fühlt er sich bei einer Einzahlung von 10 Euro etwa besser als wenn er nur 2 Euro bezahlt?
Ein Rechenbeispiel
Für Blogger hat Flattr natürlich den Vorteil, dass sie für etwas Geld bekommen, was sie sowieso machen, nämlich das Schreiben von Artikeln. Sie gehen also kein Risiko ein, wenn sie einen Blogger-Button in ihrem Blog einbauen. Nur reicht es natürlich nicht, wenn ausschließlich Blogger Geld bei Flattr einzahlen. Wenn dem so wäre, gäbe es ja einen geschlossenen Kreislauf, in dem jeder analog zum obigen Beispiel 10 Euro zahlen und 9 Euro einnehmen würde (im Durchschnitt natürlich).
Es muss also auch Geld von Usern kommen, die selbst keinen Blog betreiben. Angenommen, es würden nochmal genauso viele User einzahlen, wie es Blogger gibt. Also auf 1.000 Blogger kämen 1.000 weitere User, die keinen Blog haben und nichts einnehmen. Dann würde jeder Blogger 10 Euro zahlen und 18 Euro einnehmen. Jeder Blogger hätte dann einen Ertrag von 8 € pro Monat erwirtschaftet. Ich denke, selbst für einen kleinen Blog ist das keine große Summe.
Damit sich Flatter zumindest ein wenig lohnt, sollte man doch einen Ertrag von mindestens 30 – 40 Euro erzielen. Um auf ungefähr diesen Betrag zu kommen, müssten zusätzlich zu einem Blogger noch 4 weitere nichtbloggende User 10 Euro einzahlen. Von den eingezahlten 50 Euro würden dann 10 %, also 5 Euro bei Flattr landen. Wenn man seine selbst eingezahlten 10 Euro noch abzieht, hätte man einen Ertrag von 35 €. Oder anders herum gesagt, auf 1.000 bloggende User müssten 4.000 weitere User kommen, die einzahlen, ohne, dass sie Geld zurück erhalten.
Oder noch einfacher ausgedrückt, damit jeder Blogger im Durchschnitt einen Ertrag von 35 € erzielt, müssten 4 weitere Nichtblogger jeweils 10 Euro einzahlen. Und für jeden weiteren neu hinzukommenden Blogger braucht man wieder 4 Nichtblogger, die Geld einzahlen. Da die Motivation für Blogger mitzumachen, aber wesentlich größer ist als für jemand der nur zahlt und nicht selbst bloggt, dürfte dies wohl nicht realistisch sein.
Das große Betteln
Nehmen wir trotzdem mal an, Flattr würde sich durchsetzen und es gäbe zu Beginn tatsächlich genug Leute, die bereit wären, jeden Monat einen festen Betrag zu überweisen. Dann würde im Internet das große Betteln beginnen. Auf jeder Website, jedem Blog und in jedem Forum würden Flattr-Buttons eingebaut werden. Und darunter wird natürlich ein Text wie „Flattr me“ oder „Unterstützen Sie diesen Dienst durch einen Klick“, eingeblendet. Ein bisher noch nie dagewesenes Betteln um Klicks wäre die Folge und je mehr geklickt wird, desto niedriger wird natürlich der Betrag, den der einzelne Anbieter pro Klick erhält. Und für jeden Blogger, der neu hinzukommt, müssen ja wieder 4 neue Nichtblogger hinzukommen. Ich denke, spätestens jetzt dürfte klar sein, dass sich das ganze Systen ziemlich schnell totläuft.
Fazit: Wer sich diesen Artikel bis hierhin durchgelesen hat, könnte den Eindruck gewinnen, dass mir die Idee, die hinter Flattr steckt, nicht gefällt und ich deswegen alles mies mache. Das genaue Gegenteil ist aber der Fall. Ich finde die Idee klasse und in einer perfekten Welt, in der jeder für eine Leistung, die er erhält, auch bereit ist zu zahlen, würde Flattr sicher funktionieren. Aber leider leben wir nicht in einer solchen Welt. Und deshalb lautet mein Fazit zu Flattr: Tolle Idee, aber der Dienst wird es schwer haben, sich durchzusetzen.
Eure Meinung zu Flattr
Was meint ihr dazu? Male ich zu schwarz und bin einfach nur ein Miesmacher? Oder glaubt ihr auch, dass Flattr sich schwer tun wird? Schreibt eure Meinung dazu doch in den Kommentaren.
Das ist schwierig zu sagen, ich glaube kaum, dass viele Monat für Monat etwas einzahlen werden allerdings gibt es immer mal Beiträge oder Blogs, wo man sehr gern mal etwas spenden würde aber kein Spenden-Button findet.
Auf lange Sicht hingegen kann ich es mir schwer vorstellen außer für wirklich gute Blogs vielleicht aber auch hier wird die Zahl Einzahler vielleicht auch zurück gehen.
Aber interessant finde ich es dennoch. 🙂
Also ich kann an flattr nichts wirklich positives finden. Erstmal muss man selbst was einzahlen um Geld einnehmen zu können. Da finde ich einen Service wie cachingle deutlich angenehmer, weil ich da erstmal sehen kann ob Geld reinkommt ohne selbst invenstieren zu müssen.
Es ist halt wie beim Roulette, am Ende gewinnt immer die Bank 🙂 (nämlich 10% von allen getätigten Umsätzen).
Also ich werde meinen flattr account nicht aktivieren.
Die Idee finde ich schon super, nur große Einnahmen lassen sich für die Blogger halt nicht damit erzielen. Wem ein Trinkgeld reicht, der kann den Flattr-Button ja bei sich einbauen. Mir ist es lieber, wenn mein Blog von den Leuten verlinkt wird, denen er gefällt und die ihn unterstützen möchten. Das kostet weder mich noch den User Geld und bringt mir mehr als der Klick auf einen Flattr-Button 🙂
@Marian, du hast natürlich recht, am meisten wird wohl Flattr daran verdienen 🙂
Hi Cujo,
also ich hab den drin und bisher flaute 🙂 Das liegt an meiner Leserschaft, da das kaum Internetaffine Menschen sind.
Ich finde das Konzept aber von flattr trotzdem gut und werde das mal versuchen auf meinen Seiten zu puschen.
Ich hab da mal für ein halbes Jahr eingezahlt und verteile damit Klicks rum. Ich denke eine Chance hat es verdient. Es ist eine Lösung die auf Fairness beruht, ein Geben und Nehmen und wer viel Inhalt gibt, sollte auch belohnt werden, mal sehen, ob das auch eintrifft.
Sergiu
schöner artikel – klingt alles schlüssig
Die ersten Ergebnisse zu den Einnahmen durch flattr sind schon veröffentlicht: http://tim.geekheim.de/2010/07/02/flattr-zweiter-streich/
Gar nicht so übel ….. oder?
Mittlerweile stößt man ja vermehrt auf den Flattr-Button, aber ich hatte mich bis jetzt noch nie eingehend damit befasst. So wie Du es beschrieben hast, denke ich ist das Konzept vom Grundsatz her gar keine schlechte Idee. Einerseits sollte Einsatz belohnt werden, andererseits finde ich ihn nicht überall angebracht.
Ich hatte aber auch bisher keine Hemmungen, mal auf den „Donate“-Button zu klicken 🙂 z. B. wenn mir ein Plugin gefiel und es absehbar war, dass ich es längerfristig nutzen würde.
Für meinen Blog habe ich die Integration von Flattr übrigens nie erwogen.
@seniorblogger Dass die großen Blogs mehrere 100 Euro Einnahmen haben, ist bei den hohen Nutzerzahlen nicht weiter verwunderlich. Es gibt auch genug kleine Blogs, die weniger als 1 Euro im Monat erwirtschaften. Und im Moment gibt es ja noch nicht so viele Blogs, die einen Flattr-Button anbieten. Aber je erfolgreicher Flattr wird, desto mehr Blogs wollen ein Stück vom Kuchen haben und dann wird es sich totlaufen.
@Sylvi Die Idee, die hinter dem ganzen steckt, finde ich ja auch sehr gut. Nur ich glaube halt nicht, dass es auf Dauer funktioniert. Und die 10%, die sich Flattr einverleibt, finde ich auch zuviel. Zumal da auch noch Paypalgebühren dazu kommen. Von 10 eingezahlten Euro bleiben da nur 8,38 übrig 🙁
Hmm also so richtig kann ich dem System nichts abgewinnen.
Wenn man auf die verschiedenen Blogs schaut und der Meinung ist das man für den Beitrag was spenden will so kann man ohne weiteres auch auf die Googlewerbung klicken, die gibt es fast überall
@jan -also schlecht finde ich die Idee mit der Googlewerbung nicht (wenn auch nicht gaaanz korrekt). Aber anschauen sollte man die Werbung schon – dann hat der Werbekunde von Google auch etwas davon – und google sowieso! See you later …..