Nachdem Sylvi in der ersten Folge der Reihe Webmaster im Interview ihre privaten Internetseiten vorgestellt hat, geht es im heutigen Interview ums Geschäftliche. Sergiu Longodor aus Wien betreibt mehrere Internetseiten, die sich mit dem Thema Einrichtung beschäftigen. Welche Erfahrungen er damit gemacht hat und welche Tipps er für Einsteiger hat, erfahrt ihr in diesem Interview.
Hallo Sergiu, du betreibst ja mehrere Websites, die du zu einem Einrichtungs-Netzwerk zusammengefasst hast. Erzähl doch mal was darüber und was du sonst noch machst.
Hallo Erik, danke für das Interview und die Möglichkeit meine Seiten hier auch kurz vorstellen zu dürfen. Mein Name ist Sergiu Longodor und ich bin von Beruf Einrichtungsplaner. Das mache ich in einer Anstellung bei einem Büroeinrichter. Ich habe früher Hotels und Restaurants eingerichtet, also mitgeplant und bis zur schlüsselfertigen Übergabe die Umsetzung betreut. Auch in der Privatbranche war ich kurze Zeit tätig und habe Privateinrichtung verkauft.
Im Internet bin ich noch nicht so lange tätig und der Aufbau meines Einrichtungsnetzwerks rennt seit fast 1,5 Jahren. Anfangs wollte ich nur ein wenig Affiliate-Marketing testen mit einer Deko-Seite (Stil-Dekoration.de) und dann habe ich das mal mit Möbeln probiert. Danach kamen mir immer mehr Ideen und daraus wurde eben das, was es derzeit ist und was in Zukunft noch kommen wird, was jetzt noch in der Konzeptphase ist.
Derzeit umfasst das Einrichtungsnetzwerk drei Produktseiten (Einrichtung, Dekoration und Textilien), einen Online-Einrichtungsplaner, den Einrichtung und Möbelblog und das noch relativ neue Einrichtungshandbuch. Es sind allesamt Seiten, die sich einander ergänzen sollen und auch alle einen bestimmten Nutzen haben sollen für die Besucher. Ich hätte es auch alles auf ein großes Portal packen können, aber ich wollte es dann lieber schön getrennt voneinander haben. Mir sind große Portale zu unübersichtlich.
Auf dem Netzwerk versuche ich Tipps, Informationen und gute Ratschläge zu geben, zum Thema Einrichtung und Möbel. Das, was ich in meinem Berufsleben gelernt habe, versuche ich weiter zu geben und die Nutzer bei ihren Einrichtungsprojekten zu unterstützen und zu begleiten, so weit es eben geht. Das Netzwerk wird, soweit es mir meine Zeit erlaubt noch größer werden und hoffentlich auch immer mehr Zuspruch erfahren.
Deine Seiten sind ja von dir selbst programmiert worden. Wäre es nicht einfacher gewesen ein CMS wie z. B. WordPress oder Joomla dafür zu verwenden?
Die meisten Seiten sind selbst entworfen und selbst programmiert, der Einrichtungsblog ist auf WordPress aufgebaut.
Womöglich wäre ein CMS einfacher, aber ich weiß nicht, ob die CMS auch all das können, was ich brauche. Mein oberstes Ziel in dieser Richtung ist es, wenig Betreuungsaufwand zu haben. Ich habe vor diesen Projekten schon mal etwas größeres gemacht und da auch schon viel so umgesetzt, dass meine Dateistrukturen schon fast wie ein CMS funktionieren. Ich habe nun sehr viele Code-Schnipsel, so dass ich fast nur mehr zusammen kopiere.
Ich habe nachdem ich den WordPress-Blog aufgesetzt habe schon bemerkt, welche Nachteile WordPress auch hat (obwohl es sonst sehr gut ist und Google es mag). Meine Seiten sind relativ eng miteinander verknüpft und arbeiten auch datenbankübergreifend zusammen. Datenbankübergreifend arbeiten ist in WordPress so gut wie nicht drin, auch PHP-Codeteile funktionieren nicht auf der Startseite. Wenn man nun Module bauen will, steht man an.
Also wären CMS manchmal schlauer, aber wenn man eigene Module programmieren will, ist das nicht immer möglich. Da ich das aber auch selbst programmiert habe, kenne ich meinen Code und kann diesen auch sehr schnell adaptieren und erweitern, bei CMS müsste ich mich immer wieder neu einlesen.
Auf www.einrichtungsplaner-online.de gibt es einen von dir selbst programmierten Einrichtungsplaner. Hinter einem solchen Projekt steckt sicher eine Menge Arbeit. Wie lange hast du daran gesessen und bist du mit der Resonanz darauf zufrieden?
Der Einrichtungsplaner war mein erstes Projekt, wo ich Javascript zum Einsatz brachte. Das Lernen von Javascript für so ein komplexes Projekt, die Programmierarbeit und das Zeichnen der Möbel, machte es so, dass es eben sich über 2 Monate hinweg zog das Projekt. Wobei man sagen muss, dass ich das nebenberuflich mache und ich die, bis dahin entstandenen, Websites weiterhin betreut habe. Die Arbeit hielt sich in Grenzen. Die Resonanz ist mMn in Ordnung, wenn man sich die Suchanfragen zu diesem Thema anschaut und wieviel Leute überhaupt nach sowas suchen, landen doch genug Leute auf meine Website und den Grundrissen nach zu urteilen, die hochgeladen werden, nutzen es doch einige Leute. Ich hatte auch schon Anfragen ob ich das Tool nicht umprogrammiere und für Immobilienmakler in den Websites einbaue, damit diese ihre Grundrisse damit möblieren können.
Man muss auch dazu sagen, dass es ein Tool ist. Ein Tool programmiere ich einmal und lass es liegen. Ich brauch kein Content mehr und keine Betreung, wenn es virale Ansätze hat, verbreitet es sich auch von alleine, aber sie müssen eben gut sein die Tools und die Entwicklung ist bei Sonderlösungen eben nicht einfach. Mein Blog hat mir sicherlich viel mehr Arbeit bisher abverlangt.
Derzeit arbeite ich auch an einem Tool, dass ich hoffentlich mal fertig bekomme demnächst.
„Ich setze nicht alles auf Affiliate-Marketing.“
Du verkaufst auf deinen Seiten ja selbst keine Möbel, sondern lebst von den Provisionen, die du bekommst, wenn die Besucher bei deinen Partnerfirmen kaufen. Glaubst du, dass du damit irgendwann deinen Lebensunterhalt bestreiten kannst oder wird das für dich immer nur ein Nebenerwerb bleiben?
Es gibt genug Leute, die das in anderen Branchen bereits schaffen, warum nicht auch ich? Ich bin sehr optimistisch, dass es auch bei mir funktionieren wird. Meine derzeitige Anstellung habe ich mir so ausgesucht, dass diese micht nicht vollkommen auslastet, genau aus diesem Grund, um für meine Onlinetätigkeiten noch genug Zeit und Kraft zu haben.
Nur setze ich nicht alles auf Affiliate-Marketing, ich teste auch andere Einnahmequellen und bin da sehr flexibel. Mir ist bei Affiliate-Marketing eben leider zu wenig Durchsicht gegeben. Ich muss allen blind vertrauen, ich habe oft keine Ahnung warum manche Programme gehen und andere nicht. Das stört mich.
Mein Ziel ist es nicht TOP-Affiliate zu werden, sondern eine starke Werbekraft aufzubauen in dieser Branche, ob man dann von interessierten Shops mittels Provision, pauschal oder nach üblichen Werbeformen entlohnt wird (TKP, etc.), ist ja nicht mehr so wichtig. Auch die Shops rechnen sich aus, wie viel ihnen die Besucher bringen und rechnen sich eine Provisionshöhe, einen Klickpreis oder einen Werbepreis aus. Ich rechne es mir ja auch aus, wieviel Affiliate-Marketing in Vergleich zu anderen Werbeformen bringt.
Aber Affiliate-Marketing hat den Vorteil, dass man content von den Seiten, die man bewirbt, nutzen kann, das sollte man nicht unterschätzen. Man bekommt ständig Pressemitteilungen, News und Bildmaterial. Wo sollte man dieses Material sonst herbekommen? Dafür bekommen die Shops branding für 0 Euro.
Wenn ich mir eine Couch kaufen würde, dann würde ich dafür ins Möbelgeschäft gehen und dort vor Ort mehrere Modelle ausprobieren. Bei einer Kamera dagegen könnte ich mir dagegen schon eher vorstellen, die in einem Onlineshop zu kaufen. Ist es nicht sehr viel schwieriger mit Möbeln im Internet Geld zu verdienen als z. B. mit Elektroartikeln?
Ich habe mal in einem Möbelhaus gearbeitet, da stehen die Leute vor einer Couch und haben keine Ahnung warum die eine Couch 500 Euro kostet und die andere in der Ecke 3500 Euro. Verstehst du was ich meine? Sie sehen es und wenn sie keine Ahnung haben, können sie rationell keine richtige Entscheidung treffen. Sie vertrauen auf den Einrichtungsberater oder auf ihr Gefühl.
Anderes Beispiel: Ich habe Hotels und Restaurants eingerichtet und dabei eben die Einrichtung angeboten und verkauft. Ich hatte Kunden, die mehrere hundertausend Euro in Aufträge bei uns investiert hatten und dabei kein einziges Möbel gesehen haben. Sie sahen handgezeichnete Pläne und mich. Sie haben mir vertraut und eigentlich subjektiv gehandelt und gekauft und es nicht bereut.
Verkauf funktioniert nun mal so, dass es eine sehr subjektive Angelegenheit ist in Bereichen, wo man sich nicht auskennt und man eben „blind“ vertrauen muss, weil man sich selbst zu wenig auskennt. Deswegen lässt man sich beraten von Profis. Du gehst ins Möbelhaus, die Möbel testen, weil du dich nicht genug auskennst und das Gefühl hast, wenn du es anfasst, machst du weniger falsch, in Wahrheit sieht ein Laie aber auch mit den Augen und der Hand noch relativ wenig. Deswegen sagen auch die Verkäufer sofort in den Möbelhäusern „setzen Sie sich mal hin, testen sie es“. Weil der Kunde dann ein gutes Gefühl bekommt und sich sicherer fühlt. Die guten Verkäufer reden dann über Gott und die Welt und kaum über das Produkt, nehmen den Kunden Ihre Sorgen und machen Ihnen den neuen Lebensstandard schmackhaft, der entsteht durch dieses Produkt.
Wenn man öfter schon mal sowas verkauft hat, merkt man, dass es nur mehr um dieses Gefühl und Vertrauen geht und das kann man auch online gut transportieren. Wie sagt man so schön, „man verkauft nicht die Bohrmaschine, sondern das Loch in der Wand.“ 😉 Man muss wissen, was sich die Leute wünschen, wovon sie träumen, was für sie eine neue Couch bedeutet und ihnen das dann mit dieser Couch schmackhaft machen, dann kaufen sie die Couch.
Wenn man das begreift, ist es egal ob man Möbeln, Elektronikartikel oder Hausschuhe anbietet.
Ich habe auf deinen Seiten mehr als 20 verschiedene Anbieter gefunden, mit denen du zusammenarbeitest. Ist das nicht ein sehr großer Verwaltungsaufwand, wenn du Artikel von so vielen Firmen bewirbst?
Doch ist es. Deswegen brauchte ich auch eigene programmierte Seiten. Ich kann Artikel, Shops, Aktionen und Gutscheine relativ einfach einpflegen in meinem System. Artikel werden Shops zugewiesen und die Verlinkung verläuft dann automatisch, über das richtige Netzwerk mit den richtigen Deeplinks. Es wird so ziemlich alles dann dynamisch erzeugt. Die Shops und Artikel verlaufen über mehrere Seiten, werden aber nur an einer Stelle eingepflegt.
Schwierig ist es, weil die Shops sehr oft die Links wechseln und ich dauernd nacharbeiten muss, bei hunderten Produkten, ist das auch ein Aufwand. Aber genau durch diese seitenübergreifenden Module kann ich automatisch Artikel, Aktionen, Logos und Texte einblenden. Ich arbeite da so gut es geht nach der ersten Normalform, wie bei Datenbanken. D.h. ich mache fast keine Arbeit doppelt und automatisiere soviel es geht, immerhin betreibe ich das ja alleine. Deswegen ist WordPress nicht so gut dafür geeignet.
Welche Tipps kannst du Leuten geben, die auch gerne ins Onlinemarketing einsteigen würden und sich durch Provisionen ein paar Euro dazu verdienen möchten?
Am besten mit dem anfangen, wovon man auch Ahnung hat, da kann man dann auch guten Content produzieren und dann einfach probieren. Lieber die Zeit mit Testen verschwenden, als mit dem Lesen, wie man es am besten macht. Es gibt im Netz so viel schwache Seiten über diese Themen, dass man damit viel Zeit vergeudet, alles zu lesen, um bestens informiert zu sein. Am besten sofort anfangen und es versuchen.
Man sollte auch seine Zielgruppe kennen und nicht immer wegen der hohen Provision sich täuschen lassen. Nur weil manche Programme 10% Provision haben, bringen sie nicht zwingend mehr, als diese die nur 3% Provision abgeben. Man hört auch, dass gerade die Programme die nur ein paar Cent Provision bringen, aber für die Nutzer kostenlos sind, am meisten einbringen, also die Lead-Programme.
Ich würde auch ehrlich sein zu den Nutzern und auch nur das empfehlen, was empfehlenswert ist. Auf meinen Seiten empfehle ich auch nichts, wo ich nicht weiß, dass das auch gut ist. Sehr viele Produkte kenn ich selbst, also in echt und nicht nur von den Fotos.
Man sollte sich auch überlegen, wo, also in welchem Abschnitt des Kaufprozesses man einsteigt. Ein normaler Internetnutzer informiert sich im Netz > holt sich Rat ein > fragt andere > schaut sich nach Erfahrungen anderer um > vergleicht und kauft dann womöglich irgendwo, wo es billig ist. Dieser Prozess ist relativ lang und die Entscheidung kommt nicht immer sofort, vor allem wenn die Produkte teuer sind, wie bei mir die Möbel.
Wenn man der Webmaster ist, der die guten Informationen anbietet, ist man vielleicht ein wichtiger Faktor für den Kaufentscheid, aber die Provision bekommt der, mit dem letzten Klick. In der Regel hat ein Käufer aber schon auf vier verschiedene Affiliate-Links geklickt, bis er kauft, von vier Affiliates. Wenn man in dieser Kette, der erste ist, auch wenn man der mit den besten Infos ist, hat man nichts davon. Deswegen ist auch die Suchmaschinenoptimierung auf den Longtail „Fotokamera günstig kaufen“, besser als z. B. „Fotokamera Erfahrungsberichte“. Das ist auch der Grund warum Preisvergleichsseiten gut gehen und auch die ganzen Gutscheinseiten in letzter Zeit, weil die sich kurz vor dem Kaufentscheid einreihen und man keine besonderen Informationen bieten muss und dann auch noch meistens der letzte Affiliate ist.
Sowas sollte man auch bedenken, vom Anfang an. Mein Blog z. B. befindet sich auf der informativen Seite, eher am Anfang eines Kaufprozesses, vielleicht mit guter Werbewirkung, die aber auf Affiliate-Basis nicht bezahlt wird. Man muss dann soviel Vertrauen aufbauen, dass der Nutzer nicht mehr nochmal woanders hingeht, um sich nochmal zu informieren, das ist nicht so einfach.
Deswegen baue ich auch ein Netzwerk auf, um die Nutzer auf möglichst vielen Kanälen in ihrem Kaufprozess zu begleiten. Sie können planen, sich Informationen, Tipps und Ratschläge holen, sich Produkte anschauen, Aktionen ansehen und bald auch einiges mehr.
Vielen Dank für das Interview, Sergiu.
Ich denke, man merkt Sergiu an, dass er mit Herz und Seele Verkäufer ist und von dem überzeugt ist, was er tut. Genau das halte ich für eine wichtige Voraussetzung, wenn man Erfolg haben will. Es bringt nichts, irgendeinem Trend hinterherzulaufen. Jeder sollte sich auf das spezialisieren, was er am besten kann, dann wird er damit auch Erfolg haben.