Vielleicht hast Du schon einmal darüber nachgedacht, Deine Webseite zu verkaufen? Hier stellt sich die Frage, wie geht man dabei am besten vor? Wie findet man einen Käufer und wie soll die Preisfindung verlaufen? In diesem Artikel versuche ich auf diese Punkte einzugehen.
Gründe dafür eine Webseite zu verkaufen, gibt es viele. Die beiden häufigsten Gründe, die einem Webseiten-Verkäufer regelmäßig nennen, wenn man sie danach fragt sind „Keine Zeit mehr, die Webseite zu pflegen und weiter zu entwicklen“ oder „Konzentration auf ein anderes Projekt“. Neben diesen offizielen Gründen gibt es noch weitere, die man nicht so oft zu hören bekommt, die aber sicherlich auch nachvollziehbar sind: Das Thema der Webseite macht einem keinen Spaß mehr. Die Pflege und Weiterentwicklung des Web-Projektes kostet Zeit, die man vielleicht nicht mehr in dem benötigten Umfang zur Verfügung hat. Die Lebenssituation hat sich geändert und man hat keine Zeit oder Lust mehr auf die Webseite. Die Entwicklung der Webseite stockt und es fehlt die Motivation hier nochmal Arbeit und Geld zu investieren uvm.
Die Gründe eine Webseite zu verkaufen können also sehr vielfältig sein. Wie geht man jetzt vor, um einen Käufer und einen gerechten Preis zu finden ?
Einen Käufer für die eigene Webseite finden ?
Hier gibt es eigentlich zwei Ansätze. Zum einen gibt es Marktplätze im Internet, auf denen man die eigene Webseite zum Verkauf anbieten kann und zum anderen Social-Media-Gruppen.
eBay:
Auf eBay werden wohl die meisten sofort kommen, wenn sie über einen Webseiten-Verkauf nachdenken. Die passende Kategorie dafür ist allerdings etwas versteckt, Ihr findet sie unter
eBay -> Business & Industrie -> Sonstioge Branchen & gewerbliche Produkte -> Geschäftsverkäufe & Domains
Hier gibt es dann nochmal drei Unterkategorien:
Domainnamen, Webseiten & -projekte sowie Webshops & -pakete.
In meiner Wahrnehmung ist die Qualität der meisten Projekte, die über eBay zum Verkauf angeboten werden, eher gering. Die Gebühren betragen für den nicht-gewerblichen Verkäufer 10% des Verkaufspreises, aber maximal 199,- €.
Mabya.de
Hinter diesem etwas schwierig zu merkenden Namen verbirgt sich ein Marktplatz für Domains, Webseiten und Online-Projekte. Mabya agiert dabei als Treuhänder, über den der Verkaufspreis abgewickelt wird. Für das Einstellen eines Angebotes erhebt der Marktplatz eine Gebühr von 19,- € und im Erfolgsfall eine Verkaufsprovision von 8 %.
websiteboerse.de
Eine weiterer Marktplatz für Webseiten und Online-Projekte. Für 19,90 € kann eine Verkaufs-Anzeige eingestellt werden. Darüber hinaus bietet das Portal noch kostenpflichtige Marketing-Tools, um das Angebot zu promoten. Die Maßnahmen reichen vom Teilen über die Facebook-Page (ca. 500 Fans) oder den Twitter-Account hin über Hervorhebungen (Startseite, nach-oben-schieben etc.). Außerdem bieten die Betreiber auch noch eine Aktive Vermittlung des Projektes an. Dazu zählt eine Beratung bei der Verkaufsstrategie, der Preisfindung und der Erstellung eines aussagefähigen Exposes. Dieser Service kostet derzeit 399,- € zzgl. 10% Erfolgsprovision.
Flippa.com
Während die ersten beiden Marktplätze auf Deutschland beschränkt sind, ist Flippa.com ein internationaler Marktplatz für Webprojekte, Apps und Domains. Entsprechend läuft die Kommunikation in Englisch ab. Der gesamte Verkaufsprozess ist hochgradig standardisiert. Um ein Angebot zu erstellen, sollen Nachweise zum Traffic und zu den Einnahmen hochgeladen werden. Ein einfaches Listing kostet ab 25 $. Sollte ein Verkauf zustande kommen, wird eine Provision fällig, die 10% beträgt.
Sedo.com
Eigentlich ein reiner Domain-Marktplatz. Es können aber auch projektierte Domains angeboten werden. Das Listing kostet zunächst einmal nichts, weshalb man Sedo auf jeden Fall ausprobieren kann. Kommt ein Verkauf zustande, startet das Provisionsmodell bei 10% (Mindestens 60 €).
Facebook-Gruppen
Neben den Marktplätzen haben sich auch Facebook-Gruppen für den An- und Verkauf und Webprojekten bewährt. Die größte deutschsprachige Gruppe mit derzeit ca. 4.800 Teilnehmern ist https://www.facebook.com/groups/webseitenkaufen/
Da es sich um eine geschlossene Gruppe handelt, ist eine Anmeldung für diese Gruppe nötig. Wenn man Mitglied der Gruppe ist, kann man sein Projekt einfach in die Gruppe posten. Die Verhandlungen finden dann außerhalb der Gruppe in direktem Kontakt mit den Interessenten statt.
Wettbewerber ansprechen
Darüber hinaus macht es auch absolut Sinn, die Mittbewerber des eigenen Projektes anzusprechen. Also Portalbetreiber, die sich in der gleichen Nische bzw. Branche bewegen, wie das eigene Projekt. Die Ansprache kann z.B. über Business-Netzwerke wie Xing oder LinkedIn erfolgen. handelt es sich um ein größeres Projekt, können Betriebsgeheimnisse im Verkaufsprozess über einen NDA (Geheimhaltungsvereinbarung) geschützt werden. Vorlagen finden sich über Google.
Preisfindung
Wer sich mit dem Verkauf seiner Webseite beschäftigt, wird auch schnell zu der Frage kommen, wieviel denn die eigene Webseite wert ist.
Am einfachsten ist die Bewertung, wenn die Webseite bereits regelmäßige Umsätze erzielt, z.B. über Affiliate-Marketing, über Bannervermarktung oder über andere Einnahmen wie z.B. Sponsored Posts. Die meisten Käufer bewerten nämlich nicht das Potential einer Webseite, sondern schauen pragmatisch auf die Umsätze.
In diesem Fall ist die Verhandlungsbasis häufig das 14-16 fache des monatlichen Gewinns. Der Gewinn errechnet sich aus den Umsatzerlösen von denen die monatlichen Kosten abgezogen werden. Das hört sich im Prinzip einfach an. Einfach ist es auch bei den Ist-Kosten wie z.B. Hosting, AdWords, Facebook-Ads oder aber auch die Kosten für Mitarbeiter oder Freelancer. Etwas schwieriger ist die Kosten-Ermittlung bei kalkulatorischen Kosten. Darunter fallen regelmäßige Eigenleistung, wie Content-Erstellung oder Programmierung. In der Regel werden Verkäufer die kalkulatorischen Kosten unter den Tisch fallen lassen, also nicht in die Gewinnermittlung miteinbeziehen. Der Käufer wird dagegen schon darauf achten, wie hoch der wöchentliche/monatliche Erhaltungsaufwand bei der Pflege des Webprojektes ausfällt.
Schwieriger ist die Preisfindung, wenn der Blog oder das Webprojekt keine Einnahmen erzielt, entweder weil es bewusst nie monetarisiert wurde oder weil die Webseite zu wenig Besucher hat. Hier müssen dann andere Kriterien gefunden werden, um den Wert der Webseite zu bemessen.
Folgende Punkte können bei der Bewertung eine Rolle spielen:
– Alter der Webseite / Historie
– Thema der Webseite
– Domainnamen
– Rankings zu bestimmten Keywords
– Traffic(verlauf) der Webseite
– Sichtbarkeitsverlauf (z.b. Sistrix, Xovi)
– Web-Analytics-KPI wie Seiten pro Besucher, Verweildauer, Absprungrate
– Content Qualität und Quantität
– Design der Webseite
– Technik der Webseite
– vorhandene Backlinks
– Social-Media-Accounts
– Newsletter-Abonnenten
Diese Punkte sind nicht nur bei der Bewertung einer Webseite interessant, die über keine Einnahmen verfügt. Natürlich werden diese Punkte auch bei monetarisierten Webseiten mit zur Preisfindung herangezogen. Eine übliche Basis ist – wie gesagt – das 14-16 fache des monatlichen Gewinns. Auf- und Abschläge ergeben sich dann über die oben dargerstellten Kriterien.
Es ist auch absolut legitim, wenn potentielle Käufer nach Nachweisen für Umsätze oder nach Analytics-Screenshots fragen. Bei größeren Projekten und Kaufpreisen ist es auch nicht ungewöhnlich, wenn der Käufer einen Zugang zum Analytics-Account und zu den Webmaster-Tools (Search Console) haben möchte. Denn, wer kauft schon gerne die Katze im Sack?
Wenn Ihr noch weitere Kriterien für die Bewertung einer Webseite kennt, postet sie doch gene in den Kommentaren!
Kaufvertrag
Hat man einen Käufer für seine Webseite gefunden und ist sich außerdem über den Preis einig geworden, geht es nun um die Abwicklung des Webseiten-Verkaufs. Hier sollte grundsätzlich ein Kaufvertrag erstellt werden, der die Rechte und Pflichten des Verkäufers und des Käufers schriftlich festhält. Grundsätzlich sind die Parteien frei in der Gestaltung des Kaufvertrages. Wer etwas nach Muster-Kaufverträgen googelt, findet aber brauchbare Vorlagen, die dann für den eigenen Bedarf angepasst werden können. Exemplarisch möchte ich hier einen Muster-Kaufvertrag verlinken.
Wichtig ist zu wissen, dass Lizenzen für Themes und Bilder nicht einfach so übertragen werden können. In den meisten Fällen muss der Käufer die Lizenzen neu erwerben.
Üblich ist dann zudem eine Übertragung der Assets Zug-um-Zug. Der Verkäufer weist nach, dass er sämtliche Rechte an dem Webprojekt besitzt, der Käufer zahlt dann den vereinbarten Kaufpreis. Im nächsten Schritt stellt der Verkäufer die FTP- und MySQL-Daten zur Verfügung sowie einen Auth-Code für die Domain.
Einige der oben genannten Marktplätze übernehmen bei der Abwicklung auch eine Treuhänderfunktion, d.h. der Kaufpreis geht zunächst an den Marktplatz und wird nach Freigabe durch den Käufer an den Verkäufer ausgezahlt.
Ein letzter Tipp noch:
Während des gesamten Verkaufprozesses sollte man das zum Verkauf stehende Projekt weiterhin so behandeln, als würde es man es behalten wollen. Sonst kann die Webseite an Attraktivität und Wert verlieren, wenn sich der Verkaufsprozess in die Länge ziehen sollte.
Wie ist Eure Meinung zum Thema „Webseiten Verkauf“ ? Habt Ihr schon eine Webseite verkauft oder selbst eine gekauft? Welche Erfahrungen habt Ihr dabei gemacht ?
Hallo Thomas,
ein sehr Interessanter Artikel – Vielen Dank dafür. Habe meine Internetprojekte bisher immer auf Ebay verkauft. Hätte nicht gedacht dass es viel bessere alternativen als Ebay gibt.
Hey, Danke Thomas für den Artikel. Mit Flippa habe ich leider bisher keine guten Erfahrungen gemacht, da dort viele unseriöse Verkäufer / Käufer anzutreffen sind..Schade eigentlich. Aber ansonsten habe ich hier ein paar gute Tipps bekommen. An das einfache Ebay habe ich eigentlich gar nicht gedacht.
Guten Abend Thomas,
wie funktioniert das mit der Bezahlung und mit der Zugangscode?
Ist ja ein ähnliches Problem wie beim Versand mit Bezahlung und Zustellung. Woher weiss man, dass man das Geld auch wirklich erhält.
Liebe Grüße
Vi
Hallo Vi, in der Regel wird bei einem Projektverkauf ja ein Kaufvertrag geschlossen. Als Verkäufer würde ich die finalen Zugangsdaten bzw. den Auth-Code zur Domain erst rausgeben, wenn der Kaufpreis auf dem Verkäufer-Konto eingegangen ist. Der Käufer hat in dem Moment lediglich den Kaufvertrag als Absicherung seiner Zahlung. Er sollte aber vorher im Rahmen der Projektbegutachtung (Due Dilligence) natürlich darauf achten, ob der Verkäufer ihm vertrauenswürdig vorkommt.
Größere Projektverkäufe/-käufe sollten über einen Anwalt abgewickelt werden.
Kleiner Tipp für alle, die vorhaben, eine Domain bzw. ein Projekt zu verkaufen: Lasst euch nicht auf Paypal ein, bzw. seid sehr vorsichtig. Ich habe ein Projekt verkauft, der Käufer hat mit Paypal bezahlt. An der Stelle wollte ich dann die Domain auf den Käufer umschreiben, jedoch hat mich Paypal gewarnt, dass das Geld von einem gehackten Account kommt und das Geld zurückgezogen – noch mal Glück gehabt, aber der bittere Beigeschmack bleibt. Bezahlungen nehme ich seit dem nur noch per normaler Überweisung an.
Ich habe bisland bis jetzt nur wenige Webprojekte auf ebay gekauft und verkauft. Bei ebay ist halt viel Ramsch. Da muss man erst auffallen. bei Sedo habe ich mal ein paar Domains verkauft. Lief alles eigentlich recht problemlos. Bei mir gab es Daten und Auth Code immer erst, nach dem ich das Geld erhalte hatte. So mache ich es auch bei meinen Warenverkäufen. Ich habe keine Zeit und Lust meinem Geld nachrennen zu müssen.
Die eigene Webseite zu erstellen, sie zu optimieren um sie anschließend zu verkaufen scheint in den letzten Jahren regelrechter Trend geworden zu sein. Ich bin ziemlich vorsichtig wenn es dabei um die Abwicklung von Kaufverträgen geht. Hierbei können Nichteindeutigkeiten viel Arbeit zu nichte machen.
Danke für diese Schritt-für-Schritt-Anleitung. Ein Bekannter von mir will unbedingt seine Webseite verkaufen. Ich habe ihm gerade diesen link geschickt und er war mir sehr dankbar.
Liebe Grüße,
Jessica